Alte Hülle neuer Kern
Das denkmalgeschützte Ökonomiegebäude aus dem Jahr 1857 an der Hörnlistrasse 21 sollte trotz der Nutzungsänderung von einer Stall-Scheune in ein Wohnhaus das originale Erscheinungsbild im alten Dorfkern von Ober-Illnau behalten. Zusammen mit dem ehemals dazugehörigen Bauernhaus und der Kirche bildet dieses Gebäudevolumen eine zusammenhängende ortsbildprägende Erscheinung im alten Dorfkern. Das prägnant positionierte Gebäudevolumen ist mit dem Bauernhaus ein Zeitzeuge der frühen Siedlungsgeschichte auf dem Kirchhügel.
GLAS ALS VERMITTLER ZWISCHEN ALT UND NEU
Um die bestehende Baustruktur und Erscheinung zu wahren, war schnell klar, dass das Konzept vom einem „Haus im Haus“ der richtige Ansatz für eine Umnutzung ist.
Die komplette Glashülle wurde vom Zimmermann in einzelnen Modulen vorgefertigt und konnte nach dem Baukastenprinzip zusammengestellt werden. Entsprechend dem Kundenwunsch wurden hochisolierende Fest-Verglasungen, handelsübliche Fenster, Türen und Dachfenstern mit vorgängig aufgeklebten Koppelleisten auf die Holzmodule durch den Zimmermann verschraubt. Die ersten „VETROMODULE“ waren geboren.
Die fertigen Module konnten dann über das vorgängig geöffnete Dach per Lastwagenkran innerhalb kürzester Zeit (ca. 2 Wochen) durch den Zimmermann vor Ort aufgebaut werden.
Anschliessend wurden alle notwendigen Überbrückungen (z.B. Geschossdecken) und Balkendurchdringungen mit flächenbündigen Blechen versehen und anschließend mit flächenbündigem Silikon verfugt.
So konnte gewährleistet werden, dass ein handelsüblicher Glas-Putzroboter auf grossen zusammenhängenden Flächen arbeiten kann.
Um möglichst viel Licht zu bekommen, sollte viel Glas zum Einsatz kommen. Durch den originalen Bretterverschlag strömt das Licht gefiltert in den Innenraum und lässt ein intimes, behagliches Wohnen zu.
Viele Ein- und Ausblicke
Die zusätzlichen beweglichen Lamellen an der Nordost und Südwest – Fassade sind strassenseitig abgewandt und beeinträchtigen dadurch das originale Fassadenbild nur geringfügig.
Die Traufenuntersicht wurde zur besseren Beleuchtung und für Ausblicke aus dem Dachraum entfernt. Die beiden grossen originalen Tore lassen viel Licht in die Wohnräume und gewähren freie Sicht in die Natur. Auch von der Strassenseite ist bei geöffneten Toren ein Durch- und Einblick in die ehemalige Scheune möglich.
Um das ursprüngliche Erscheinungsbild der geschlossenen Dachhaut nicht zu verändern, wurden zur Belichtung des Dachraumes, zusätzlich zu den beiden verglasten Giebelfassaden, in der Dachfläche sternenartig verteilte Glasziegel eingesetzt. Die isolierende Glashaut wurde auch für die Dachkonstruktion verwendet und lässt nun den Bewohnern freie Sicht auf die originale Holzstruktur und die alten Holzverbindungen zu. Die grosszügige Hinterlüftung zwischen der alten und der neuen Dachhaut sorgen für angenehme Temperaturen selbst bei hohen Aussentemperaturen.
Es sind grosszügige, aber dennoch intime Räume mit vielen Ein – und Ausblicken und wechselnden Lichteinflüssen innerhalb einer geschichtsträchtigen schützenswerten Bausubstanz entstanden.

Eckdaten
Fertigstellung: 06.2018
Kosten: BKP 2 (Gebäude inkl. Unterkellerung) 1.04 Mio.
Zeitpunkt der Fertigstellung: 01.06.2018
Veröffentlichung: ARC Award 2018